Die Bruderschaft


DER "VEREIN"

 

Die Gemeinschaft wurde 1867 zunächst als "St. Hubertus Schützenverein Straberg" gegründet. Initiator war der Dorfschullehrer Friedrich Ahles, der auch als Vorsitzender fungierte. Schützenfest und Gottestracht wurden fest mit katholischen Kirchenfesten verbunden. Erster Schützenkönig des Schützenvereins wurde Hubert Breuer, im Volksmund "dr ahl Pullemer" genannt. 1899/1900 war er zum zweiten Mal Schützenkönig. Auf seinen sehr schönen Königsorden ließ er eingravieren: 1. und 32. König. Der Verein hatte zu seinem ersten Schützenfest auch schon eine Vereinsfahne, die heute noch vorhanden ist.

 



DIE STATUTEN

 

Nach zehn Jahren war das Schützenwesen zu einem festen Bestandteil für Straberg geworden, und man war im Schützenvorstand der Ansicht, dass dies auch für die Zukunft festgelegt werden sollte. Es wurden Statuten erarbeitet.

Die erste Fassung ist mit dem Datum des 12. Mai 1877 versehen und wurde in einer zweiten Fassung überarbeitet, die am 18.August 1877 vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz in Koblenz und am Dienstag, dem 26. August, endgültig vom Vorstand unterzeichnet wurde und in Kraft trat.

 

Beide Originale galten als "verschollen" bis sie im Januar 2016 bei einem Zufallsfund im Pfarrarchiv St. Agatha zusammen mit weiteren Unterlagen der Bruderschaft vom Archivar "wiederentdeckt" wurden.

Die Satzung gibt vieles über das Selbstverständnis des "alten" Straberger Schützenvereins wieder, aber auch die Verpflichtung, der preussischen Obrigkeit genehm zu sein.

 

Unser Bruderschaftsarchivar Peter Klosterberg hat die erste genehmigte Satzung des Straberger Schützenvereins zur besseren Lesbarkeit transkripiert.



Der erste Strafenkatalog

Mit den ersten uns überlieferten und genehmigten Satzung machte sich der damalige Vorstand im Jahr 1877 auch schon Gedanken, wie ein Fehlverhalten einzelner Schützen zu ahnden wäre. Viele, bis heute durch den Regimentsspieß verhängte "Strafen" tauchen auch schon in dem Katalog von 1877 auf. Viele der dort aufgeführten Vergehen werden zum Glück für unsere heutigen Schützen nicht mehr so konsequent geahndet.

 

Klickt einfach >>>HIER<< um zu dem Strafenkatalog und der Transkription zu gelangen.

 Verhandelt Straberg, den 18. Nov. 1877

 

 In der Vorstandssitzung wurde beschlossen, eine

Strafe festzusetzen für diejenigen Mitglieder, die keinen

thätigen Antheil nehmen an öffentlichen Aufzügen,

Versammlungen und Leichenbegräbnissen.

a. Bei einem öffentlichen Aufzuge 50 Pf.

Wer zu späht kommt wird als fehlend betrachtet.

b. Wer bei einer Versammlung fehlt 25 Pf.

c. Wer bei einem Leichenzuge fehlt 50 Pf.,

jedoch durch eine gründliche Entschuldigung kann er

von einem Angehörigen vertreten werden.

d. Als Eintrittsgeld bezahlt jedes Mitglied 9 M.,

jedoch kann es in zwei Hälften geschehen, nämlich

auf Früh- und Spähtkirmes.

e. Ehrenmitglieder, welche die Festlichkeiten nicht mit-

machen, zahlen jährlich 3 M. und zwar die Hälfte auf

Frühkirmes und die andere Hälfte auf Spähtkirmes.

Jedes Mitglied ist verpflichtet, wenn es aus dem Verein

ausscheidet, entweder durch Verziehen oder wie es sonst

Namen hat, seine Mütze wieder an den Verein abzu-

geben.

Die früheren Vereinsmitglieder haben die neuen Statuten

bis zur nächsten Generalversammlung zu unterschreiben.

Wo dies nicht geschehen ist, sind sie ausgeschlossen.

Wer in drei nach einander abgehaltenen Generalvers.

gefehlt hat und das Strafgeld noch nicht gezahlt hat,

ist ohne Rücksicht ausgeschlossen.

G. Z.

Der Vorstand

Krücken Schrift.(?) Schmitz Wirtz Jansen

Zaum Angermund Schnee Helmig Holzberg

Kronenberg Bilk Krieger Hofer Hinzen


 

1

W. Bergerhausen

24

A. Becker

46

J. Becker

2

Wilhelm Caillard

25

G. Helmig

47

Otto Hinzen

3

Peter Kollenbroich

26

J. Krieger

48

J. Kentgen

4

Peter Kentgen

27

Her. Krücken

49

Joh. May

5

Chr. Meisen

28

A. Paschen

50

W. Paschen

6

J. Pesch

29

Schnee, J. I

51

Jo. Schnee II

7

Ja. Schunk

30

? H. Schnee

52

F. W. Stein

8

P. Stoffels

31

Jos. Schmitz

53

Johann Tappen

9

Heinr. Weyer

32

Joh. Wahl

54

Wilhelm Weiers

10

Johann Zaum

33

Peter Joseph Zaum

55

Johann Titchen

11

Heinrich Berks

34

Peter Jansen

56

Her. Kluth

12

Pet. Breuer

35

Wilh. Fausten

57

Esser P. J. (?)

13

Heinrich Lemper

36

Wilh. Caillard

58

Klefisch

14

P. Feiser

37

Ad. Welter

59

J. Krücken

15

F. Jansen

38

Math. Kluth

60

Wolf

16

Peter Vogel

39

Schnitzler

61

Wilh. Weier

17

H. Cremer

40

Joh. Feiser

62

Joh. Schnee

18

J.(?) Cremerius

41

W. Schunck

63

Johann Zaum I

19

W. Weier(s)

42

Hein. Hubert Breuer

64

Joh.(?) Ditgen

20

J. Sch(l)ick(?)

43

Heinrich Worms

65

H. Pesch

21

J. Obschroef

44

Jakob Abels

66

A. Zaum

22

A. Birkhofen

45

Joh. Schäfer

67

Steph. Meisen

23

Peter Paschen

 

 

 

 

 



ERSTER SAALBAU

 

Im Jahre 1881 wurde Peter Bilk (1943-1921) zum neuen Vorsitzenden gewählt. Mit ihm wurde ein Mann an die Vereinsspitze gestellt, der vierzig Jahre lang das Schützenwesen in Straberg geprägt hat. Peter Bilk besaß ein kleines Geschäft auf der Nordseite des Linden-Kirch-Platzes. Die Männer des damaligen Vorstandes stellen Straberger Schützengeschichte und Straberger Gemeinschaftsleben dar. Sie waren es, die den kühnen Gedanken vom Bau einer Schützen- und Festhalle in die Tat umsetzten. In der Generalversammlung am 4. Juni 1882 beschlossen die anwesenden Mitglieder, eine Festhalle zu bauen. Die Halle war gegen Ende des Jahres fast fertiggestellt und hatte natürlich mehr gekostet als kalkuliert war. Als Bürgen trat der geschäftsführende Vorstand auf. Es wird berichtet, dass der Saal 1911 Strom für die elektrische Beleuchtung bekam.

 

In unserem Bruderschaftsarchiv ist noch ein "Revers" (Verpflichtungserklärung zur Schuldenübernahme) aus dem Jahre 1882 Original vorhanden, aus dem man erkennen kann, wie der erste Saalbau finanziert wurde:

Revers

Die Herren Peter Bilk, Ant. Helmig et Hermann
Krücken, hier, haben für die Schützen-Gesellschaft folgende
Schulden der letzteren persönlich übernommen.

 

1) die von Peter Hahn auf Schuldschein vom 20. November
1882 mit neunhundert Mark.

2) von Andreas Breuer aus Nievenheim auf
Schuldschein im November 1882 mit dreihundert Mark.

3) von hiesiger Kirchenkasse aus Schuldschein am
24. November 1882 mit zweihundert Mark.

Wir Mitglieder des Schützenvereins verpflichten
uns hierdurch solidarisch, den genannten Herren
für Alles dasjenige aufzukommen, was die-
selben aus ihren persönlichen Mitteln, auf die vor-
bezogenen Schulden, an Hauptsummen, Zinsen
und Kosten in Zukunft zahlen rsp. etwa zu
zahlen von den Gläubigern gezwungen werden.

Erklären hiermit ferner, durch der aus
dem Revers vom 26. November 1882 von
Bilk, Helmig et Krücken uns zuge-
gangenem Eigenthum, als Eigenthum des
Vereins.

 

Mitglieder, welche freiwillig austreten oder
vom Verein ausgeschlossen werden,

bleiben..


Die Transkription erfolgte im Jahr 2008 durch unseren Bruderschaftsarchivar Peter Klosterberg.

Vielen Dank dafür.

bleiben haftbar an allen [......]

Verpflichtungen. Jedoch diejenigen, welche mit Todt
abgehen oder aus der Gemeinde verziehen, sind
von allen Rechten und Verpflichtungen entbunden.

 Straberg, den 26. November 1882

 

1

Jacob Angermund

19

Jakob Abels

37

Peter Breuer

2

Peter Breuer II

20

Hei. Hubert Breuer

38

Heinr. Hub. Breuer

3

W. Bergerhausen

21

J. Becker

39

Adam Becker

4

J. Brandt

22

Wilh. Caillard

40

Feiser P.

5

Feiser Chr.

23

Otto Hinzen

41

Johann Holzberg

6

Friedrich Jansen

24

Krücken

42

Joseph Kronenberg

7

J. Krieger

25

Derichs P.

43

Klefisch

8

Chr. Meisen

26

J. Obschroef

44

Anton Paschen

9

Werner Schnee

27

Jos. Schnee

45

Wilh. Hu. Schnee

10

J. W. Schunck

28

Peter Vogel

46

Johann Wahl

11

J. J. Wolf

29

J. P. Zaum

47

Pet. Jos. Zaum

12

B. Becker

30

J. Leufgen

48

Con. Kronenberg

13

Eng. Hackenbroich

31

Mathias Kluth

49

Wolter May

14

W. Paschen

32

J. Pesch

50

Conrad Schmitz I

15

Conrad Schmitz II

33

Peter Stoffels

51

Johann Tappen

16

Paulus Vogel

34

W. Weiers

52

Wilh. Weier

17

Ad. Welter

35

Johann Hahn

53

Pet. Först.

18

Joh. Angermund

36

Wolter Hinzen

54

Everh. Hinzen

 



Der Saalwirt:

 

Prominenter Saalwirt war damals Johann Peter Zaum (1867-1930), "Hanspitter" genannt. Er war Wirt in der traditionsreichen, alten Gaststätte von Peter Josef Esser und Ortsvorsteher. Der gemütliche Gasthof wurde leider im Zuge der Neuführung der Kreisstraße im Jahr 1978 abgerissen. Hanspitter bezahlte anfangs an den Kirmestagen 60 Mark und später bis zum Jahr 1914 den Betrag von 105 Mark. Außerdem hatte er alle Nebenkosten zu tragen und die Musikkapelle zu beköstigen, Bedingungen also, welche bis zum heutigen Tag ihre Gültigkeit haben.


DIE ZEIT NACH DEM 1. WELTKRIEG

 

Als im August 1918 der erste Weltkrieg zu Ende ging, hatte er auch in Straberg eine traurige Bilanz hinterlassen 25 Gefallene und Vermißte. Drei weitere Veteranen starben noch an den Verwundungsfolgen. Nur langsam formierte sich der Schützenverein neu. Doch die Begeisterung wuchs von Monat zu Monat. Ein Junger Mann mit Namen Josef Schotten, grade erst 20 Jahre alt geworden, gründete am 21.6.1920 das Tambourcorps "Viktoria Straberg". Vom 11. bis 14. September 1920 konnten die Straberger Schützen ihr erstes Schützenfest nach dem Ersten Weltkrieg feiern. Als neuer Regimentsoberst stellte sich der Bäckermeister Josef Brand vor. Selbst Heinrich Schmitz hatte seine Mannen von der Jägerkapelle wieder um sich geschart. Am Kirmesmontag wurde der neue Schützenkönig Gottfried Kollenbroich ausgelost. Zum Diamantenen Jubiläum 1927 wurde der Saal durch einen Bühnenanbau in Massivbauweise erweitert. Dem neuen Vorsitzenden Christian Meisen standen schwere Jahre bevor. Die große Arbeitslosigkeit bescherte auch in Straberg Armut und Not. Jahresvereinsbeiträge wurden gestundet und auch die Schützenfeste verloren ihren Glanz. Gleichschaltungsversuche brauner Machthaber scheiterten aber ab 1933 immer wieder am Widerstand fast des gesamten Vorstandes.

FORTSETZUNG FOLGT...

 

IRGENDWANN